What was Home.... Mahayahay
-Gedanken zur Herkunft unserer Villagebewohner-
Mahayahay ist
ein Slumgebiet in Mandaue City, Cebu. Die meisten illegalen Siedler, die in
Mahayahay wohnen, kommen aus verschiedensten ländlichen Regionen von den Inseln
Cebu, Negros oder Leyte. Getrieben von dem Wunsch auf gut bezahlte Arbeit und
einem besseren Leben zogen sie in die Metropolregion Cebu City. Die meisten
arbeiten als Kellner/innen, Verkäufer/innen, Wachpersonal oder Verkäufer/innen
im naheliegenden Kaufhaus. Durch die zunehmende Standortattraktivität von Metro
Cebu und Gentrifizierung nehmen Lebenshaltungs- bzw. Grundstückskosten in
Mandaue City dramatisch zu, weshalb der minimale Lohn einfacherer Arbeiter oft
nicht ausreicht, um ein eigenes Grundstück oder Miete zahlen zu können. Oft
bleibt ihnen nur die Möglichkeit illegal Häuser auf ungenutzten
Privatgrundstücken zu errichten.
Noch vor 10 Jahren
zahlte man für 1 Quadratmeter Boden in Mandaue City ca. 500 PHP (10€).
Heutzutage wird der gleiche Grund für ca. 10.000 PHP (200€) gehandelt. Daher
verkaufen nun immer mehr Grundstücksbesitzer ihr Land an Immobilienunternehmen,
welche die Häuser der illegalen Sieder beseitigen, um Einkaufszentren,
Apartments oder Hotels zu errichten. Rund 550 Familien haben so im letzten
Jahrzehnt ihr Zuhause verloren und mussten Zuflucht bei Verwandten oder
Freunden suchen oder sogar zurück in die Provinz bzw. die Straße gehen.
Die
philippinische Regierung stellt Grundstücke für die ärmere Bevölkerung bereit,
verlangt für diese jedoch immer noch einen monatlichen Betrag von 3000 PHP
(60€). Ein Betrag den nur die allerwenigsten zahlen können, vor allem da in
diesem Betrag nur das Grundstück, jedoch kein Gebäude beinhaltet ist. Des Weiteren
wird dieses Gebiet besonders oft von Hochwasser heimgesucht weshalb es als
höchst unattraktiv für den Häuserbau gilt.
Eine Straße in Mahayahay |
Ein selbst errichtetes Squatter Haus |
Ein Mitarbeiter
von JPIC erinnert sich: „Dieses Gebiet war einmal ein riesen großer Slum, keine
Hochhäuser weit und breit. Jetzt, zehn Jahre später hat hier eine komplette
Transformation stattgefunden. Wir gehen davon aus, dass in drei bis fünf Jahren
alle illegalen Sieder vertrieben sein werden.“
In 2007
erreichte das Slumgebiet mit rund 1000 Familien (bestehend aus Mutter, Vater
und durchschnittlich sieben Kindern) seine Höchstzahl.
JPIC-IDC begann
die Arbeit mit der marginalisierten Bevölkerung von Mahayahay in 2005. Zuerst
besuchten Mitarbeiter das Zuhause der Menschen, führten mit ihnen Gespräche um
mehr über die Bewohner, ihre Lebensbedingungen, Probleme und Wünsche zu lernen.
Daraufhin etablierte JPIC-IDC Gesellschaftsstrukturen indem sie die Bewohner
gruppierten und jede dieser Gruppen einen Leiter wählte, welche dann an
Leadership-Trainings teilnahmen. Während diesen Trainings befragte JPIC-IDC die
illegalen Sieder intensiv zu ihren Problemen, wie diese gelöst werden könnten
und informierte über unterschiedliche Förderungsprogramme.
Zu den größten
Problemen zählten Unsicherheit (aufgrund von Drogen, Glücksspiel und
Prostitution), Hunger und kein Zugang zu Bildung, weshalb JPIC-IDC einige Jahre
später eine Vorschule und ein Feeding-Center (vergleichbar mit der Tafel in
Deutschland) errichtete. Beide Zentren mussten jedoch Hochhäusern weichen.
Nun verteilen
Mitarbeiter von JPIC-IDC fünfmal pro Woche Gemüse und Fleisch welches dann von
Gruppenleitern frisch für ca. 170 Kinder im Alter von 1 bis 10 Jahren
zubereitet wird. Zudem vergibt JPIC-IDC Stipendien um einigen Kindern von
Mahayahay eine Schulbildung zu ermöglichen.
Ein Zuhause für Jung und Alt |
Während unseren
Besuchen in Mahayahay wurde uns in vielerlei Hinsicht die Augen geöffnet. Es
ist eben nicht jeder Mensch der auf der Straße lebt arbeitslos. Viele arbeiten
sieben Tage die Woche, um zumindest für Essen sorgen zu können.
Der Wachmann in
der Mall der Tag für Tag 12 Stunden lang die Prada Taschen, H&M Rucksäcke
sowie Nike Turnbeutel auf Waffen durchsucht kehrt oftmals nach seinem
Arbeitstag in einen Slum zurück.
Die Kellnerin,
die auf der Roof Top Bar Mai Thais und Cosmopolitans an Leute der High Society
verteilt, überhört jeden herablassenden Kommentar mit einem Lächeln um doch noch
Trinkgeld zu bekommen, welches in die Bildung ihrer Geschwister investiert wird.
Zwar gibt es auf
den Philippinen einen gesetzlich festgeschriebenen Mindestlohn, jedoch wird
dieser fast immer geschickt umgangen und die Kontrolle ist sehr sporadisch.
Es ist schwer zu
begreifen, dass Menschen die tagein tagaus schuften am Straßenrand leben und
zwei Blöcke weiter Top-Manager die nächtlich funkelnde Stadt bei Jazz Musik und
Tintenfisch genießen. Per Knopfdruck wird die eigene Limousine angefordert
welche einen dann zurück in die Villa mit sieben Schlafzimmern bringt. Nur den
abgedunkelten Scheiben zu dank streifen die Blicke der Insassen nicht die der
auf der Straße spielenden Kinder.
„Ach ja... die
Probleme der ‚dritten Welt’. Einfach schrecklich. Da bin ich froh in Deutschland
zu wohnen. Mit so Problemen sind wir ja glücklicherweise nicht konfrontiert“
Ist das so?
Was ist mit der
Mutter, die jeden morgen um 5 Uhr von der Arbeit nach Hause eilt, eilig ihre
Putzuniform gegen T-Shirt und Hose wechselt um dann ohne Sekunde Schlaf schnell
ihre kleinen Maus zur Schule zu bringen?
Was ist mit dem
Vater der in drei verschiedenen Jobs tätig ist, um der Tochter eben diese paar
Bücher zu kaufen, für die das Bafög dann doch nicht reicht?
In Deutschland
haben wir ein Sozialsystem, das viele Folgen des geringen Lohns abfedert aber
ist der Kern dieser Probleme nicht der gleiche?
Wir wollen hier
nicht die Lebenssituationen der Menschen auf den Philippinen und in Deutschland
gleichsetzten. Dennoch finden wir, dass man sich auch öfter mal Gedanken über
die Probleme im eigenen Land machen sollte, bevor immer nur das Leid südlich
von uns beklagt wird.
Auf die Thematik
dieses Texts bezogen: Armt und Ungerechtigkeit gibt es sowohl auf den
Philippinen, als auch in Deutschland. Man muss nur mal genauer hinsehen.
English version:
Mahayahay is a squatter area located
in Madaue City, Cebu. The people living in Mahayahay mostly come from various
Provinces in Cebu, Negros or Leyte and moved to Cebu hoping to make a better
living then in the rural areas. The majority works as waitresses, vendors,
security guards or in the closest department store. But because of the economic
rising of Metro Cebu and gentrification of Mandaue city living cost nowadays
are increasing tremendously and the loan is often not enough to own a lot or
pay monthly rent. As a result, they illegally build their houses on private
owned property.
10 years ago one square kilometer
costed about 500 pesos (10€). Nowadays one square kilometer is sometimes sold
for 10.000 pesos (200€). As a result, the property owners start to sell their
land to real estate businesses which demolish the houses of the people in
Mahayahay and built one sky rise, condo or mall after another. About 550
families already lost their home and had to seek shelter at the houses of
family, friends, live on the streets or move back into the province.
The government provides a space that
is supposed to give the poor a place to build their new homes. But only a few
can pay the monthly rent of 3.000 pesos (60€) per month (this amount is only
for the lot, the people still have to build their houses by themselves. The
provided area is also prone for floods making it even less attractive for
building a home.
A worker of the local NGO JPIC-IDC
recalls: “This area used to be full of squatters, no high buildings anywhere.
Now, 10 years later the area went through a full transformation. Pretty sure
that in 3 to 5 years from now there won’t be any squatters left”.
This squatter area was at its height
in 2007 when about 1000 families (the average consisting of mother, father and
7 children) called Mahayahay in Mandaue city their home.
JPIC-IDC started to work with the
marginalized living in Mandaue City in 2005. In the beginning they conducted
home visits in order to get to know the people, their living conditions,
problems and needs. Afterwards JPIC-IDC tried to establish community structures
in grouping the different families and establishing group leaders. The leaders
participated in leadership training programmed in which they were educated
about how to care for the community. During these programs JPIC-IDC learned more
about the problems of squatters, worked together with them in finding solutions
and focused on educating the squatters about their possibilities.
The main problems were lacking
safety (drugs, gambling and prostitution are quite common) hunger, and no chance
of education for the children which is why JPIC-IDC built a Pre-School center
and established a feeding program in the area of Mahayahay. Both centers were
demolished during the process of gentrification.
JPIC-IDC still conducts feedings 5
days a week but can now only provide food for around 170 children from the age
1 to 10 years. Minor scholarship programs for children at any age still
continue.
JPIC-IDC gives families willing to
transform their lives the chance of moving into one of their housing projects.
We learned a lot during our visits
in Mahayahay. One thing being that not everyone who lives on the street is
unemployed. Many even week 7 days a week in order to afford their daily needs.
The security guard in the mall who
is checking Prada bags, H&M backpacks and Nike Totes day in day out, 12
hours a day, will return to the slum after work.
The waitress who is serving Mai
Thais and Cosmopolitan in a high class rooftop bar overhears the condescending
comment to still get that extra tip needed for her sisters school uniform.
The Philippines have a law on
minimal wage but most of the time it is simply ignored and enforcement is seldom
checked. It is hard to grasp that people who work day in and day out have to
live in squatter areas while two blocks further Top Manager dine to jazz music
and squid. The private limousine is ordered by a smartphone app and it will
bring the owner safely back to the seven bedroom villa. Only the darkened
windows prevent the passengers from seeing the children playing on the streets.
“Oh well… the problems of the third
world counties. Just awful. I am just a lucky human to be born in Germany. We
don’t know these kind of problems here.”
Oh Really?
What about the mother who rushes
home from work at 5am, quickly changing her cleaning uniform to t-shirt and
jeans in order to get her little girl to school in time?
What about the father who has three
jobs in order to buy his daughter these few books that the governmental
sponsoring program does not cover?
We have a social system in Germany
that absorb the consequences of low wages but isn’t the origin of the problem
the same?
We don’t want to directly compare
the living conditions of the people in the Philippines with the people in
Germany. But we think that it is important to also look into the problems of
your own country instead of just pitying the people living south from our
borders.
Referring to this text: Poverty and
Injustice exists in the Philippines as well as in Germany. You just have to
take your time and look a little closer.
Guter Artikel! Ihr inspiriert mich über solche Themen zu schreiben.
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